„Du musst die langen Läufe extra langsam laufen.“ Diese Aussage stammt von Jeff Galloway, Erfinder der Run-Walk-Run-Methode, Lauftrainer und Sachbuchautor.
Hier in Amerika ist die Run-Walk-Run-Methode weit verbreitet. Auch bei uns in der Trainingsgruppe wird danach trainiert. Mir kommt diese Form des Trainings total entgegen. Durch das Lipödem kämpfe ich täglich mit schweren Beinen. Mit den Gehpausen während des Laufens schaffe ich ein wenig Entlastung.
Mein großes Ziel heisst Miami Marathon 2020. Dafür habe ich vor ein paar Wochen einen Lauftest absolviert – die sogenannte Magic Mile ( 1 Meile = 1,6km). Ziel ist es dabei, anhand der gelaufenen Zeit hochzurechnen, mit welcher Zeit pro Meile der Marathon aber auch die langen Läufe gelaufen werden sollten.
Nach der Berechnung Jeff Galloway´s soll ich demnach den Marathon mit einer Pace von 13:30min/Meile und die langen Läufe mit 15:30/Meile laufen. Für die Rennmäuse unter Euch ist das vielleicht unvorstellbar. Denn ich rede davon, den Marathon mit 8:30min/km und die langen Läufe mit 9:40min/km zu laufen. Hinzu kommt noch, dass diese Zeiten für optimales Läuferwetter mit einer Temperatur von 60 Grad Fahrenheit also 15,5 Grad Celsius gelten. Läuft man in wärmeren Gefilden so wie ich, soll man pro 5 Grad über 60 Grad Fahrenheit 30 Sekunden auf die errechneten Zeiten aufschlagen.
Am Wochenende bin ich nun ins Marathontraining eingestiegen. Ich habe mich für den 2/1er-Rhythmus (2 Minuten laufen, 1 Minute gehen) entschieden. Mit den langen Läufen am Wochenende werde ich mich in den nächsten Wochen an den Rhythmus gewöhnen, bevor es Mitte September im Training mit der Laufgruppe ins Finetuning geht. Gestartet bin ich erstmal mit einem 10km-Lauf (6,1 Meilen). Ziel war es, den Lauf so zu gestalten, dass am Ende eine 15:30min/Meile herauskommt. Ich bin die Distanz in 1h31 Minuten gelaufen, was einen Schnitt von 14:58min/Meile macht. Herzfrequenz war ok und Beine fühlten sich auch super gut an. Wenn ich aber nun nach Jeff Galloway´s Theorie gehe, hätte ich eigentlich zwei Minuten langsamer pro Meile laufen müssen. Denn morgens um 7 Uhr waren hier bereits 80 Grad Fahrenheit (26 Grad) mit strahlendem Sonnenschein. Da ich aber diese Temperaturen hier durchgängig habe, werde ich mich einfach mal an meine errechneten Zeiten halten und die Temperaturgeschichte außen vor lassen. Wenn ich während des Laufens merke, dass mir aufgrund der Hitze die Puste fehlt, werde ich schon automatisch auf die Bremse treten. Dafür laufe ich mittlerweile lange genug.
Das langsame Laufen bei den langen Läufen ist DAS Geheimnis im Marathontraining. Dabei ist es egal, nach welcher Methode man läuft. Denn egal ob Jeff Galloway hier in den USA oder in Deutschland z. B. Herbert Steffny, Laufcampus oder Dr. Marquardt, sie alle wissen: Nur wer wirklich langsam laufen kann, der kann auch schnell laufen.
Aber warum fällt es vielen so schwer, wirklich langsam zu laufen?
Faszinierend beobachte ich die Menschen, die hier morgens unterwegs sind. Viele rennen einfach nur schwer atmend die Straßen entlang und bekommen von ihrer Umwelt nichts mit. Gestresst schauen sie auf ihre Hightech-Sportuhren und drehen nochmal auf, wenn die angezeigte Pace nicht das ist, was sie für sich ausgerechnet haben.
Ich für mich kann nur sagen, die langen Läufe in langsamen Tempo sind wie Meditation. Gedanken kommen, Gedanken gehen und ziehen weiter. Ich kann mich während dieser Läufe ganz auf meine Atmung konzentrieren und meine Umgebung bewusst wahrnehmen. Ich spüre wie mein Körper arbeitet, wie meine Beine in den Gehpausen sich erholen und mir signalisieren, dass da noch mehr drin ist. Nach einem langen Lauf gibt es kein schöneres Gefühl als das man noch ewig hätte so weiterlaufen können.
Und wenn ich dieses Gefühl am 09.02.2020 haben werde, werde ich der glücklichste Mensch. Ganz egal welche Zeit am Ende dabei herausspringt! 😊
Langsam laufen ist wichtig, um den Fettstoffwechsel zu trainieren – und der bringt einen über den Marathon, damit die Kohlenhydrate länger halten.
Mir fällt das zugegebenermaßen manchmal schwer. Allerdings habe ich auch ganz bewusst einige Gruppen, mit denen ich laufe, in denen ich für mich recht langsame 6:15 bis 6:45 pro Kilometer laufe – obwohl ich im Wettkampf durchaus auch mal einen Schnitt von 4:01 pro Kilometer auf 10 Kilometer halte. Je länger die Wettkampfdistanz, um so wichtiger wird es, im Grundlagenbereich lang und langsam zu laufen … Dauerlauf eben.
Find‘ ich gut, dass Du das (für mich als Reminder) niedergeschrieben hast.
Ich liebe inzwischen die langen langsamen Läufe. Ich genieße meine Umgebung, quatsche – falls vorhanden – mit der Laufpartnerin oder/ und entdecke dabei gerne neue Laufrunden.
Viel Spaß weiterhin beim Training 🤘🏻🏃🏻♀️