Ja, auch mich hat ein wenig der sogenannte Corona-Blues eingeholt. Im Maerz hatte ich bereits mit einem neuem Beitrag angefangen. Aber irgendwie habe ich den nicht zu Ende gebracht. Zwar war ich während der gesamten Pandemiezeit durchweg sportlich aktiv, habe auch die einen oder anderen virtuellen Herausforderungen gemeistert, aber irgendwann war auch bei mir die Luft raus. Der trübe Alltag zwischen HomeOffice, Büro, Einkaufen und sonst nix hat mich ein wenig lustlos werden lassen. Was man hier auf meinen Blog deutlich spüren konnte. Aber ich wusste einfach nicht mehr, was ich noch schreiben sollte. Mir fiel absolut nichts ein und die ganze Situation an sich war und ist ja auch immer noch für uns alle belastend genug. Aber das bedeutet nicht, dass ich meinen Sport vernachlässigt habe. Auf gar keinen Fall! Denn trotz Corona bleibt das grosse Ziel der New York Marathon.

Seit August 2020 arbeite ich daher nun mit einer Lauftrainerin zusammen. Der strukturierte Plan, angepasst auf meine Bedürfnisse/meinen Arbeitsrhythmus/meine Krankengeschichte, fühlt sich gut und richtig an. Manche Einheiten fallen mir leichter, andere wiederum etwas schwerer. Aber das muss ja auch so sein, sonst kommt man nicht voran. Was mir aber am allerwichtigsten ist, ich habe wieder richtig Spass am Laufen und am Trainieren überhaupt. Während der ersten Monate der Pandemie hatte das Laufen etwas Beruhigendes und gab mir Stabilität im Alltag. Es war einfach meine Konstante. Dann habe ich irgendwann das Wandern/Marschieren für mich entdeckt und das Laufen geriet ein wenig ins Hintertreffen. Im vergangenen Jahr habe ich sechs Megamärsche absolviert. 5 davon über 50 km und einen über 100km. Darauf bin ich sehr stolz. Aber tief in meinem Herzen bleibe ich eine Läuferin, zwar eine langsame aber eine Läuferin.

Ich bin zwar 2016 bereits Marathon gelaufen, habe auch schon viele Halbmarathoni und sonstige Läufe absolviert, aber mein Bodytype entspricht nicht dem einer typischen Läuferin. Durch einen Krankheitsschub hat sich zu dem meine Konstitution gegenüber 2016 verändert. Daher war mir zu Beginn des Trainings schon recht mulmig zumute. Schliesslich zählt bei vielen Trainern nur die Geschwindigkeit pro km. Ein Trainer sagte mal zu mir: „Trainingsplaene fuer eine Marathonzielzeit von über 5 Stunden zu schreiben, wäre reine Zeitverschwendung.“ Dieser Satz hat sich tief in mein Gedächtnis gebrannt. Tja und nun hatte er sich still und leise aus dem Unterbewusstsein zurück gemeldet und nährte das kleine Pflaenzchen namens Selbstzweifel. Umso dankbarer bin ich, dass meine Trainer mir die Chance geben, alle Faktoren in die Trainingsplanung mit einbeziehen und das Projekt New York Marathon nicht von Vornherein als aussichtslos ansehen.

15 Monate habe ich Zeit, um mich auf die 42,195 km vorzubereiten. Das hört sich verdammt lang an. Wenn man aber einen Trainingsplan hat, kommt es einem gar nicht mehr so lang vor. Meine Wochen bekamen während der Pandemie eine Struktur. Morgens an den HomeOffice-Tagen stand erstmal Lauftraining auf dem Plan. Die ersten Monate flogen nur so dahin. Ich war dankbar über diese geregelten Abläufe. Irgendwann stellt man sich schon die Frage: lohnt der ganze Aufwand überhaupt? Ehrlich gesagt, mit zunehmender Dauer der Pandemie konnte auch ich diese Frage nicht mehr mit voller Überzeugung und Optimismus bejahen. Dann hatte ich die Maersche fuer mich entdeckt. Das Lauftraining habe ich weiter durchgezogen. Aber ich spürte, dass da nicht mehr so viel Herz mit im Spiel war. Dieses in der Lufthängen, nicht zu wissen, ob 2021 der Marathon überhaupt stattfinden kann, hat mir ein wenig die nötige Motivation geraubt. Da kann einem auch nicht das permanent schöne Wetter und das Meer vor der Tür helfen.

Schlumpf Nr. 17 aka Florida-Schlumpf

Im Januar bin ich dann virtuell den Miami Halbmarathon gelaufen. Die Zeit war nicht ueberragend. Aber als Gradmesser, um zu schauen, wie meine Kondition war, half er ganz gut. Ich war immer noch fleissig am Marschieren und habe sämtliche Ecken Miamis erwandert. Auch mein Fokus hatte sich ein wenig verschoben, so dass ich mehr Megamarsch-Challenges angenommen habe als Laufevents. Mir fiel es einfach leichter, sieben bis zehn Stunden durch die Gegend zu wandern, als 120 Minuten zu laufen. Ausserdem hatte sich mit den Megaschluempfen eine tolle Gruppe gefunden, mit denen jeder virtuelle Marsch zu einem Fest wurde.

 

Zieleinlauf Yosemite

Als im Frühjahr diesen Jahres hier so langsam ersichtlich war, dass durch die Impfkampagne das Leben allmählich zurück kehren kann, machten auch wir wieder Pläne. Mein Mann und ich wollten im April 2020 einen Roadtrip durch Kalifornien machen. Den mussten wir natürlich absagen und auf unbestimmte Zeit verschieben. Nach und nach kristallisierte sich allerdings raus, dass wir tatsächlich im Mai diese Reise nachholen konnte. So ging es also fuer uns Anfang Mai los. Von Los Angeles aus startend ging es mit dem Auto 2700km quer durch Kalifornien. Es gab soviel zu sehen und es tat einfach gut, raus zu kommen aus dem alltäglichen Pandemietrott. Während wir diverse Nationalpark erkundeten, habe ich am Yosemite Halbmarathon teilgenommen. Bei diesen Läufen am Rande der Nationalparks geht es nicht um persönliche Bestzeiten. Da geht es nur um den Spass am Laufen in wunderschöner Umgebung. Dennoch bin ich  dort gut zehn Minuten schneller gelaufen als noch im Januar in Miami. Das tat einfach so gut und auch mein kleines Läuferherz machte vor Freude einen Sprung. Das Trainieren nach Plan zeigte langsam Früchte und ich habe wieder Spass an Laufevents teilzunehmen. Ein so wunderbares Gefühl!

Nun sind es nur noch 5 Monate bis New York. Mein eingerichteter Countdown auf Instagram ist da noch etwas genauer *lol*. Meine Trainer bestätigen mir, dass wir gut im Zeitplan liegen und ich fit sein werde fuer New York. Die Aufregung steigt mit jedem Tag. Lange war es noch ungewiss, ob der Marathon stattfinden wird. Vor ein paar Wochen kam das OK vom Veranstalter. Der 50. New York City Marathon steigt am 07. November 2021 mit reduziertem Starterfeld. Und seit kurzem habe ich auch die Bestätigung, dass ich einen der 33.000 Startplaetze inne habe. Als ich die Email gelesen habe, musste ich doch echt mal kurz schlucken. Boah, was hab ich mich gefreut. Jetzt macht alles einen Sinn und das, was ich mir in den letzten zehn Monaten bereits erarbeitet habe, wird noch verfeinert und im November dann auf die Strasse gebracht. Wenn also alles nach Plan läuft, sitze ich hoffentlich in 5 Monaten wieder hier und verfasse den ultimativen Rennbericht. Versprochen!

Was ich in den letzten Monaten gelernt habe? Immer gut gelaunt geht einfach nicht. Es gibt Phasen im Leben, wo man mal ins Grübeln/Zweifeln kommen darf. Aber wichtig dabei ist, dass man sein Ziel nie aus den Augen verliert. Mein Ziel ist klar – the BIG APPLE.

Bleibt gesund und passt auf Euch auf,

Eure Yvonne