Eigentlich ist es wie immer. Man nimmt sich etwas vor, arbeitet auf ein bestimmtes Ziel hin und dann passiert es – das Leben, der Alltag. Eben alles, was es einem so schwer macht, Ziele zu verwirklichen.
Oder es ist wie im Beitragsbild: man geht einen langen Weg und steht plötzlich vor der schier unüberwindbaren Treppe und stellt sich die Frage: gehe ich rauf oder nicht? Dann beginnt das endlose Spielchen mit Engelchen und Teufelchen auf der Schulter. Das Ende ist jedoch immer gleich. Es ist einzig und allein Deine Entscheidung: ob Du die Treppe hinaufsteigst und neue Wege erkundest oder ob Du mit einer Ausrede im Gepäck umdrehst und den alten „bequemen“ Weg wählst.
Meine Ziele sind klar definiert. Wie Ihr wisst, werde ich im Februar 2020 in Miami den Marathon laufen. Mittlerweile sind noch drei weitere Highlights dazu gekommen. Ende Mai werde ich meinen Lauftrainerschein machen. Darauf freue ich mich schon riesig. Erst treffe ich mich mit lieben Freundinnen in Köln für ein Mädelswochenende und anschließend geht es weiter nach Euskirchen zu Laufcampus. Dort möchte in zwei Tagen für mich und meinen sportlichen Alltag mein Basiswissen vertiefen und einfach besser geschult sein. Auch soll dann irgendwann die RunningCrew Lauflipster das Laufen lernen. Im Juni steht der Megamarsch in Bremen an. Gemeinsam mit meinem großen Bruder Blacky gehe ich dort über die 50km an den Start. Mein Laufjahr abschließen werde ich mit der Teilnahme am 50. New York Marathon am 01. November 2020.
Die große Kunst besteht nun für mich darin, mein Training und die konsequente Vorbereitung mit meinem Alltagsleben, der Familie und dem Beruf unter einen Hut zu bringen. Freiräume schaufeln ist gar nicht so einfach. Aber es geht, man muss es nur wollen.
Mein Motto hierfür lautet: Wenn Du etwas wirklich willst, dann findest Du einen Weg. Wenn nicht, findest Du Ausreden!
Letztes Wochenende war ich mit meiner Tante und meiner Cousine auf einer Mini-Kreuzfahrt. Mein Training mit der Laufgruppe fand also nicht statt. Aber ich habe meine Laufklamotten mitgenommen und habe die Trainingseinheit auf dem Schiff absolviert. Dort gab es an Deck eine kleine Laufbahn.

Laufbahn auf Deck 12
So konnte ich meine eine Stunde, die auf dem Plan stand, schön bei Sonnenaufgang mit Einlaufen in den Hafen von Nassau genießen. Am Dienstag sind wir abends zum Eishockey gegangen.

NHL schauen mit den Florida Panthers
Bis zur Arena benötigen wir im Feierabendverkehr rund eineinhalb Stunden. Die Zeit zwischen Feierabend und losfahren hätte niemals gereicht, um laufen zu gehen. Also habe ich meine Trainingssachen mit zur Arbeit genommen, bin extra eine Stunde früher als sonst ins Büro gefahren und bin vor der Arbeit auf dem Laufband im Fitness-Studio gelaufen.

Laufband ist zwar nicht schön, aber manchmal ein willkommenes BackUp
Du siehst also, man muss einfach nur ein wenig besser planen und Alternativen suchen. Sicherlich denkst Du Dir, die hat leicht reden. Nicht jeder hat in seiner Firma ein Fitness-Studio und Duschen. Ja, stimmt. Manchmal hört es sich wirklich leicht an, fühlt sich aber in der Umsetzung gar nicht so an. Auch für mich bedeutet Abweichen vom Plan Megaaufwand. Ich fahre täglich mit dem Rad zur Arbeit und der Rucksack muss an solchen Tagen wirklich mit Bedacht gepackt werden.
Halte ich das immer so durch? Zu 90% ja. Aber auch ich habe einen kleinen inneren Hausbewohner namens Schweinehund, der mich täglich herausfordert. Es gibt Tage, da kann ich ihn super ignorieren. Dann gibt es Tage, da kostet es mich sehr viel Kraft, Energie aufzuwenden und gegen ihn anzukämpfen.
Aber ich habe gelernt, weniger Ausreden zu finden und neue Wege zu gehen. Nicht nur in meinem sportlichen Leben sondern auch in meinem Alltagsleben und in meinem Leben mit dem Lipödem. Für mich ist es wichtig, dass ich mich nicht auf alten antrainierten oder besser gesagt angeeigneten Routinen ausruhe. Ich will mich auch nicht hinter einer Diagnose verstecken und mir selbst in die Tasche lügen, wieso ich etwas nicht machen kann. Ich bin im permanenten Austausch mit mir selbst und versuche immer, den für mich besten Weg zu finden. Das für mich eine Operation nicht in Frage kommt, wisst Ihr bereits. Ich ziehe den Hut vor allen Frauen, die sich diesen Schmerzen, Qualen und der Ungewissheit stellen, ob das Lipödem nun für immer weg ist oder noch einmal wiederkommt. Ich freue mich für jede Einzelne über die tollen Ergebnisse, die durch eine OP erzielt wurden. Mein Weg ist das jedoch nicht, aber auch ich bin auf der Suche nach Besserung. Der Sport hilft mir ungemein. Ich bin durch das Laufen und einer gesunden Portion Krafttraining so gut wie schmerzfrei. Zur weiteren Unterstützung habe ich mir nun eine Vibrationsplatte gekauft . Vielleicht hat die Eine oder Andere von Euch die „großen“ Varianten – besser bekannt als Power Plate – mal im Fitness-Studio gesehen. Es gibt sie auch zu erschwinglichen Preisen für zuhause. Und was soll ich sagen, ich bin total begeistert. Morgens und abends gönne ich mir zusätzlich zu meinem „normalen“ Training nun eine Viertelstunde auf der Platte. Meine Beine fühlen sich danach super an und ich habe zum ersten Mal seit langer Zeit das Gefühl, dass es wirklich was bringt für die Beine. Ich stelle mich einfach auf die Platte, die Knie lasse ich locker, den Körper spanne ich an – und die Vibration bis tief in die Muskeln lasse ich ihre entspannende, heilende und stärkende Arbeit verrichten. Wenn Ihr die Möglichkeit habt, so ein Vibrationstraining auszuprobieren, macht es. Es ist toll. Wenn ich nach ein paar Wochen vertrauter bin mit dem Gerät, werde ich auch einige Workouts mit einbauen. Zusätzliche Kräftigung kann ja nie schaden! 😉
Ich bleibe also weiterhin neugierig, hinterfrage mich und meine Routinen, suche neue Wege und freue mich auf die Abenteuer, die noch auf mich warten.
Wie ist es bei Dir? Bist Du neugierig und probierst gerne aus oder magst Du lieber die Routine?
Viele Grüße,
Eure Yvonne