Es hat ein bisschen länger gedauert als geplant. Aber hier ist er nun der versprochene Reisebericht über die Tage in Tennessee.

Am Donnerstagmorgen (05.09.) ging es mit dem Flugzeug von Miami nach Nashville. Nach zwei Stunden Flug kamen wir mittags dort an und haben uns direkt auf den Weg zur Autovermietung gemacht. Denn unser erstes Ziel lag gute 325 km von Nashville entfernt. Nachdem das Auto dann beladen und Google Maps aktiviert war, konnte der Roadtrip starten. Wir hatten uns für eine Überlandtour entschieden, weil man so einfach mehr von der Umgebung mitbekommt. Kaum das wir den Flughafen hinter uns gelassen hatten, tauchten wir schon ein in Tennessee`s wunderbare Naturlandschaft. Am Horizont sah man das dichtbewaldete Umland und die Straßen gingen auf und ab. Manchmal mussten wir so langsam fahren, weil wir gar nicht sehen konnte, was hinter der nächsten Kurve auf uns wartete. Unser Weg führte uns durch viele kleine Ortschaften, die als solche für uns gar nicht wahrgenommen wurden. Häuser waren nicht wirklich zu sehen. Nur die Briefkästen an der Straße zeigten, dass dort doch jemand wohnte. Hin und wieder tauchte dann wie aus dem Nichts eine Kirche auf. Hier wechselte es sich ab zwischen Baptisten- und Methodisten-Kirchen, die hier in Tennessee als die wichtigsten Kirchengemeinschaften gelten.

Was wir gar nicht auf dem Schirm hatten, waren die Zeitzonen. Landeten wir in Nashville mit einer Stunde Zeitunterschied, fuhren wir nach Townsend und hatten wieder die alt bekannte Miami-Zeit. So kamen wir also abends gegen 19 Uhr an unserer Unterkunft dem Highland Manor Inn an.

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Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, ging es dann nur noch zu einem typischen Diner für ein spätes Abendessen.

Am Freitag stand Sightseeing auf dem Programm. Der erste Blick aus dem Fenster zeigte Hochnebel über den Great Smoky Mountains. Langsam bekam ich ein Gefühl für die Gegend, in der früher die Cherokee lebten. Nach einem kurzen Frühstück ging es mit dem Auto los in den Nationalpark der Great Smoky Mountains. Dieser Nationalpark ist der meistbesuchte Nationalpark der USA und einer der wenigen, die keinen Eintritt verlangen. Schon morgens um 9 Uhr waren eine Menge Autos und Motorräder unterwegs. Als erstes sind wir den Cades Cove Loop, einen 11 Meilen-Rundkurs, gefahren. Gespickt war die Runde mit vielen tollen Aussichten auf die Berge aber auch mit Eindrücken über das Leben zu früheren Zeiten.

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Am Nachmittag ging es weiter mit einem Besuch der Tuckaleechee Höhlen. Der Name Tuckaleechee stammt von den Cherokee und bedeutet friedvolles Tal. Die Cherokee selber hatten die Höhlen nicht entdeckt bzw. sind nicht abgestiegen, da ihrer Meinung nach das Böse unter der Erde lebt. Die Geschichte besagt, dass die Höhlen von einem 6- und 8-jährigen Jungen in den 1920ern entdeckt wurden. Aber erst 1953 wurden die Höhlen für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wenn man dort unten ist, kann man sich gut vorstellen, was das für ein Abenteuerspielplatz war für zwei Jungen. Aber man versteht auch, warum die Cherokee dem Tal diesen Namen gegeben haben.

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Anschließend ging es zurück nach Townsend. Die Startunterlagen mussten abgeholt werden. Denn am Samstag stand der Great Smoky Mountains Halbmarathon auf dem Programm. Die kleine Läufermesse war super organisiert und alles ging fix über die Bühne ohne lange Wartezeiten.

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Als krönenden Abschluss sind wir dann noch zum Clingmans Dome,  der mit seinen 2025 Metern nach dem Mount Mitchell und dem Mount Craig der höchste Berg der USA östlich des Mississippi Rivers ist. Die Tour war für meinen Mann schon eine kleine Herausforderung, da er unter Höhenangst leidet. Oben angekommen, sind wir dann auch nicht auf die Aussichtsplattform gegangen, sondern haben die Aussicht lediglich vom Parkplatz aus genossen, was auch schon sehr schön war. 

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Samstagmorgen klingelte für mich um 3.45 Uhr der Wecker. Um 4.30 Uhr bin ich das kurze Stück von unserer Unterkunft zum Ziel gefahren. Dort habe ich mich dann in aller Ruhe auf den Lauf vorbereitet. Kurz nach 5 Uhr ging es mit einem typischen amerikanischen Schulbus zum Start, der sich hinter der Heritage High School befand. Dort haben sich alle Läufer nach und nach auf dem Parkplatz versammelt. Es gab zur Überbrückung gute musikalische Unterhaltung und auch für Verpflegung mit Bananen und heißen Getränken war gesorgt. Gegen 6.30 Uhr wurde das Starterfeld zur Aufstellung gebeten. Bis dann alle Wellen richtig standen, erklang pünktlich um 6.55 Uhr die amerikanische Nationalhymne. Über den Bergen ging langsam die Sonne auf und um 7 Uhr fiel der Startschuss und 2500 Läufer und Läuferinnen machten sich auf den Weg zurück nach Townsend.

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Die Strecke führte uns auf dem Old Walland Highway entlang des Little Rivers. Die Temperaturen mit 20 Grad waren für mich geradezu traumhaft. Ich sortierte mich zwischen dem 3h- und dem 3:30h-Pacer ein, da ich nicht einschätzen konnte, wie ich mit dem Streckenprofil klar kommen würde. In dem mir vertrauten Lauf-Walk-Rhythmus 2 Minuten laufen-1 Minute walken ging es für mich also auf die Strecke. Die Meilen flogen nur so an mir vorbei, während ich die Landschaft ausgiebig geniessen konnte. Ab Meile 3 kamen alle zwei Meilen Verpflegungspunkte. Da es bei diesem Lauf eine No-Cup-Policy gab, musste man seine mitgeführte Trinkflasche immer auffüllen. Das hat super funktioniert und ich würde mir wünschen, dass viele Veranstalter auf diese Art der Verpflegung zurückgreifen würden. Ich selber habe neben der Getränkezufuhr alle zwei Meilen Salztabletten eingenommen. Da ich sehr leicht schwitze, muss ich auch dafür sorgen, meinem Körper die verlorenen Mineralien in ausreichender Form wieder zurückzugeben. Irgendwo zwischen Meile 2 und Meile 4 habe ich den 3h-Pacer überholt. Meine Beine fühlten sich einfach super an. Bei Meile 10 ging es dann für alle entlang des Highway 321 in Richtung Ziel. Diese letzten Meilen hatten es noch mal in sich. Das es irgendwie permanent bergan ging, hat man der Strecke nicht angemerkt.

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Allerdings ab Meile 11 hat man die Steigungen auch gesehen und die Beine wurden wie von selbst ein wenig schwerer. Aber da es nur noch zwei Meilen bis zum Ziel waren, wurden die Beine zur Nebensache. Mein Ziel war klar definiert: vor dem 3h-Pacer ins Ziel kommen. Den letzten Anstieg vor dem Finish erklommen sah ich bereits meinen Mann auf mich warten. Er war zu Fuss von unserer Unterkunft zum Ziel gekommen, um mich in Empfang zu nehmen. Da er mit einer Zeit um die 3:30h gerechnet hatte, war er doch ein wenig überrascht, mich schon so früh zu sehen. Nach 2:57:54 habe ich die Ziellinie überquert. Überglücklich und super zufrieden mit dem Ergebnis ging es dann gemeinsam für uns zurück in unsere Unterkunft. Vielen Dank an die vielen Helfer unterwegs. Tennessee hat zurecht den Beinamen „State of the Volunteers“. Das war wirklich klasse.

Nach einer kurzen Verschnaufpause und einer wohlverdienten Dusche sind wir noch nach Gatlinburg gefahren. In dem kleinen lauschigen Timber´s Log Cabin Restaurant haben wir bei Live-Musik zu Mittag gegessen und das herrliche Wetter genossen. Anschließend gab es noch einen Besuch im Great Smoky Mountains Heritage Center.

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Am Sonntag haben wir zeitig ausgecheckt und uns auf den Weg zurück nach Nashville gemacht. Erster Stop war in Maryville bei ihop für ein ausgiebiges Frühstück. Wenn man schon lange auf Tour ist, muss man auch gut frühstücken. Gut gestärkt ging es dann wieder über Land zurück in die Großstadt. Für knapp zwei Tage wollten wir noch abtauchen in die Welt der Countrymusic und des Honky Tonk. Unser Hotel hat für seine Gäste ein Shuttlebus eingerichtet, der alle 30 Minuten nach Downtown gefahren ist. Nachdem wir also eingecheckt und unser Gepäck im Zimmer abgeladen hatten, ging es für uns los Richtung Stadt. Nach drei Tagen in der Natur tauchten wir ein die Welt des Low Broadway. Es reihten sich Kneipe an Kneipe und aus allen Ecken hörte man Live-Musik. Wir schlenderten die Straße entlang und fingen erstmal mit dem Besuch des Johnny Cash Museums an. Anschließend ging es weiter zum Wildhorse Saloon. Dort stand eine Probestunde Line Dancing auf dem Programm. Danach haben wir den Tag mit ein oder zwei Kaltgetränken und guter Musik ausklingen lassen.

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Montag haben wir eine typische Hop-On-Hop-Off Tour gemacht und so wichtige Highlights Nashvilles abgeklappert. So ging es für uns unter anderem in die Musicians Hall of Fame und auch den Parthenon im Centennial Park konnten wir sehen. Er wurde 1897 für die Tennessee Centennial and International Exposition als vergängliche Ausstellungsarchitektur aus Gips, Holz und Ziegeln geschaffen und wegen seiner großen Beliebtheit 1920 bis 1931 in dauerhaften Materialien – hauptsächlich Beton – neu errichtet.

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Den Tag abgeschlossen haben wir mit einem Besuch auf dem Low Broadway. Die Stimmung dort ist einfach einmalig. Und wenn man bei guter Live-Musik auf eine der zahllosen Dachterassen sitzen kann, braucht man nicht mehr.

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Am Dienstag hiess es Abschied nehmen von Nashville und Tennessee. Was bleibt, sind fünf wundervolle Tage mit vielen Eindrücken und Erlebnissen und der Erkenntnis: Tennessee, wir kommen wieder!

Viele Grüße,

Eure Yvonne